Die SAP-Beratung ermöglicht Fachkräften anspruchsvolle, vielfältige Aufgaben und hohe Verdienstmöglichkeiten. Allerdings war das Berufsbild traditionell sehr reiselastig. Der Wandel zu mehr Homeoffice hat während der Pandemie nicht nur im SAP Bereich Arbeitgeber davon überzeugt, dass Remote-Work eine nachhaltige Lösung ist, um effizienter und kostensensibler zu arbeiten und zugleich dem massiven Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Neuer Goldstandard in der SAP-Beratung
Bei mittlerweile 80 bis 90 Prozent der SAP-Anwenderunternehmen ist Remote-Work als Hybrid-Lösung mit einem 40- bis 60-prozentigen Homeoffice-Anteil fester Bestandteil der Rekrutierungsstrategie. 10 bis 20 Prozent der Arbeitgeber sind sogar für eine fast vollständige Remote-Lösung offen, wobei Fachkräfte nur noch einmal pro Woche oder Monat physisch vor Ort sein müssen. Lediglich für einen geringen Anteil an Unternehmen kommt Homeoffice immer noch nicht in Frage.
Einen großen Wandel haben auch SAP-Beratungshäuser beim Thema Homeoffice vollzogen
Während früher vier bis fünf Tage Vor-Ort-Präsenz beim Kunden für ein Projekt Standard waren, sind heute vier bis fünf Tage Homeoffice-Arbeit üblich. Hiervon profitieren nicht nur Beratungshäuser und Fachkräfte: Viele Projektkunden sind ebenfalls dankbar, externen Beratern seltener einen physischen Arbeitsplatz stellen zu müssen.
Auch digitale Kollaborationswerkzeuge wie Teams und Slack sind bei SAP-Anwenderunternehmen und Beratungshäusern mittlerweile weit verbreitet. Hiermit bleiben Mitarbeiter auch im SAP Homeoffice miteinander in Kontakt. Zudem setzen 80 bis 90 Prozent der Arbeitgeber mittlerweile auf diese Tools für Erstgespräche im Rekrutierungsprozess. Sowohl für die Bewerber als auch für die Unternehmen ist es dadurch wesentlich einfacher, einen gemeinsamen Gesprächstermin zu finden, da sich Fachkräfte hierfür nicht mehr extra freinehmen müssen.
Mehr Vorteile für SAP Arbeitgeber und Fachkräfte: Homeoffice:
Für Arbeitergeber als auch Fachkräfte bietet der Siegeszug des Homeoffice eine Win-Win-Situation. Unternehmen können dem Fachkräftemangel aktiv begegnen, da sie bei der Mitarbeitersuche nicht mehr nur auf ihren eigenen Standort beschränkt sind, sondern ihnen eine deutschlandweite und gegebenenfalls auch grenzübergreifende Auswahl an qualifizierten Fachkräften zur Verfügung steht. Auch ergeben sich Kostenreduktionen bei der Büroinfrastruktur und – im Fall von SAP-Consultinghäusern – große Einsparungen bei den Reisekosten.
Auf der anderen Seite haben Fachkräfte eine noch größere Auswahl bei der Stellensuche als bisher und profitieren zugleich von einer erheblich verbesserten Work-Life-Balance, die auch finanzielle Vorteile mit sich bringt. Galt früher der Homeoffice-Anteil in Vertragsverhandlungen oft als nicht-monetärer Vorteil, können Fachkräfte heute ohne Gehaltseinbußen ihren Lebensmittelpunkt auch jenseits der großen Ballungsräume wählen – mit geringeren Lebenserhaltungskosten und größerer Nähe zur Natur. Ein Modell, das besonders für Fachkräfte mit Familie sehr attraktiv ist.
Qualifizierte Fachkräfte weiterhin händeringend gesucht
Gab es zu Beginn der Corona-Pandemie eine kurze Phase der Unsicherheit, zeigt sich bei Unternehmen mittlerweile wieder ein großer Projektbedarf. Aktuelle geopolitische Veränderungen und die daraus resultierenden Verschiebungen in Lieferketten und Verlegungen Produktionsstandortorten sowie der Wandel hin zu mehr Homeoffice, benötigen entsprechende Anpassungen in Software-Systemen.
Vor dem Hintergrund ökonomischer Unsicherheiten wie etwa dem Gaspreisschock sind Fachkräfte derzeit jedoch weniger gewillt, das Risiko einzugehen, ihre derzeitige Arbeitsstelle zu kündigen. Zugleich stellt sich das Problem des demografischen Wandels: Weniger jüngere Fachkräfte treten in den Arbeitsmarkt ein. Darüber hinaus ist SAP gerade bei Young Professionals kein so gefragtes Thema mehr wie früher.
Da der SAP-Arbeitsmarkt weiterhin enorm angespannt ist, gehören qualifizierte SAP-Fachkräfte wie gehabt zu den Spitzenverdienern. Die Einstiegsgehälter bewegen sich bereits zwischen 40.000 bis 50.000 Euro. Nach drei Jahren Berufserfahrung können SAP-Beraterinnen und -Berater mit einem Gehalt von bis zu über 80.000 rechnen, ab fünf bis sieben Jahren mit einem Verdienst von 90.000 bis 100.000 Euro – bei entsprechendem Spezialwissen wie beispielsweise in Supply-Chain-Management oder Payroll. Vergleichbare Gehaltssprünge gelten für starke SAP-Entwicklerinnen und -Entwickler.
Wandel als Wettbewerbsvorteil
Die große Akzeptanz der Remote-Arbeit ist nicht der einzige Positivtrend, der sich in der Rekrutierungsstrategie von Unternehmen abzeichnet. Auch die Altersdiskriminierung hat deutlich abgenommen. Hatten vor 15 Jahren SAP-Berater über 50 noch starke Probleme auf dem Arbeitsmarkt, bekommen heute qualifizierte Fachkräfte Ende 50 und Anfang 60 problemlos eine neue Stelle.
Zur effektiven Bekämpfung des Fachkräftemangels sollte daher der nächste logische Schritt für Unternehmen auch mehr Offenheit gegenüber rein englischsprachigen SAP-Fachkräften sein, um ihre Personallücken mit qualifizierten Mitarbeitern zu schließen. Denn die positiven Erfahrungen durch mehr Bereitschaft zum Wandel zeigen, dass sich diejenigen Unternehmen, die offen für neue Arbeitsmodelle und mehr Diversität sind, einen deutlichen und nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verschaffen können.