Der traditionell boomende SAP-Arbeitsmarkt schwächt sich durch die Corona-Krise deutlich ab. Für die Stellensuche sind einerseits Branchen problematisch, die massiv von der Krise betroffen sind, wie etwa die Tourismus- und Luftfahrtbranche oder die Automobilindustrie inklusive deren Zulieferer.
Doch auch Lebensmitteleinzelhandel, Pharmaindustrie und Logistikbranche, die durch die derzeitige Lage eher profitieren, agieren aktuell vorsichtiger und planen weniger Budgets für Neueinstellungen ein.
Ebenso spüren große SAP-Beratungsunternehmen nun durch auslaufende Projektaufträge und fehlende Nachfolgeprojekte die Auswirkungen der Krise. Dennoch ist hier kein erdrutschartiger Stellenabbau zu erwarten, da die Beratungshäuser selbstverständlich versuchen werden, ihre qualifizierten Fachkräfte auch für die Zeit nach der Krise zu halten.
Recruiting-Chancen für Hidden Champions
Der bislang grassierende Fachkräftemangel im SAP-Bereich wird durch die derzeitige Situation etwas gemildert, denn durch den betriebsbedingten Personalabbau und der geringeren Anzahl neuer Stellenausschreibungen gibt es derzeit mehr verfügbare Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt. Die generelle Wechselwilligkeit bei Fachkräften ist zwar wegen der aktuellen Situation gesunken. Doch SAP-Berater auf der Stellensuche zeigen sich nun auch kompromissbereiter.
Die jetzige Arbeitsmarktsituation können daher vor allem Unternehmen wie etwa Hidden Champions im gehobenen Mittelstand für sich begreifen, die es bisher aufgrund ihrer geographischen Lage abseits der populären Ballungsgebiete in Süd- und Westdeutschland schwerer hatten, hochqualifizierte SAP-Fachkräfte zu gewinnen. Die Krise ermöglicht besonders diesen Unternehmen nun eine erhöhte Sichtbarkeit als potenzielle Arbeitgeber und den Zugang zu passenden Kandidaten, die eventuell von anderen Unternehmen freigestellt oder auf die Warteliste gesetzt wurden. Gleiches gilt für Gesundheitseinrichtungen auf der Suche nach SAP-Fachpersonal, die im Vergleich zu Industrieunternehmen geringere Gehälter bezahlen können.
Trotz Krise auf dem SAP-Arbeitsmarkt: Aktuelle Gehältersituation und gefragte Technologien
Die Gehälter für qualifizierte Fachkräfte bleiben aktuell stabil, auch wenn die Corona-Krise dem langjährigen SAP-Gehälter-Boom ein jähes Ende bereitet hat. Unternehmen bezahlen weiterhin die bisher üblichen Summen für die entsprechende Position. Lediglich am oberen Ende der Gehaltsspannen sind Gehaltseinbußen zu erwarten, falls Bewerber derzeit keine Position finden, die ihrer bisherigen Stelle entspricht. Da nun mehr Bewerber auf eine Stelle kommen, steigt zudem die Hürde bezüglich der Anforderungen. Denn aufgrund der höheren Bewerberzahl auf ausgeschriebene Vakanzen können Unternehmen diese nun passender besetzen als vor der Krise.
Stark gefragt bleiben weiterhin Technologie-Themen, die für die betrieblichen Prozesse oder aufgrund rechtlicher Regulatorien unabdingbar sind. Hierzu zählen die Bereiche Finance und Controlling, Business Intelligence und Human Resources. Ebenso bleibt der Trend zur SAP-Cloud-Lösung S/4 HANA bestehen. Zwar stoppen manche Unternehmen Großprojekte, doch die meisten führen die Implementierung fort. Etwas schlechter steht es aktuell nur um Themen, die gegebenenfalls auch ausgelagert werden können, wie Logistik, Entwicklung oder Infrastruktur.
Theoretische Weiterbildungen für SAP-Fachkräfte während der Corona-Krise sind, wie bisher auch, nur im Notfall zu empfehlen. SAP-Fachkräfte sollten der Projekterfahrung stets den Vorzug geben.
Digitalisierungsschub verändert Bewerbungsprozesse
Die Digitalisierung hat durch die derzeitige Krise einen deutlichen Schub erlebt. Auch für den hier bereits gut aufgestellten SAP-Beratungsbereich bringt dies Neuerungen mit sich. So setzen einige Firmen im Bewerbungsprozess nun auf Videokonferenzen statt auf das persönliche Gespräch. Wie beim herkömmlichen Gespräch sollten Bewerber auf ein professionelles Erscheinungsbild achten und sich eingehend vorbereiten. Wichtig ist zudem ein passender und ungestörter Gesprächsort, am besten am Schreibtisch. Darüber hinaus ist es besonders wichtig, die Technik zuvor eingehend zu testen, damit es nicht zu Problemen kommt. Gerade im IT-Bereich wirkt dies ansonsten sehr unprofessionell.
Positive Auswirkungen auf Work-Life-Balance
Aufgrund der aktuellen Veränderungen durch die Krise wird zudem künftig die Möglichkeit für SAP-Fachkräfte, im Homeoffice zu arbeiten, weiterhin deutlich steigen. Ebenso werde die Reisetätigkeit in den großen Beratungsunternehmen nach der Krise voraussichtlich abnehmen, und der Digitalisierungsschub damit zur Work-Life-Balance von Fachkräften beitragen können.
Für qualifizierte SAP-Fachkräfte besteht trotz der aktuellen Situation generell kein Grund zur Sorge. Denn das Berufsbild des SAP-Beraters ist hochdifferenziert und bleibt auch weiterhin essentiell für die Geschäftsabläufe. Zugleich können Unternehmen auf dem SAP Arbeitsmarkt gerade jetzt zukunftsorientiert rekrutieren, um auch für die Zeit nach der Krise wettbewerbsfähig zu bleiben.