Die Arbeitsbedingungen, Lebensqualität und Bezahlung locken Fachkräfte aus Deutschland zum SAP-Job in die Schweiz.
Wie attraktiv ist ein SAP-Job in der Schweiz für SAP-Berater tatsächlich?
SAP-Beratung gehört zu den bestbezahlten Professionen. Und die Schweiz zu den Ländern mit den höchsten Einkommen. Heißt das, deutsche SAP-Berater können mit der Annahme eines SAP-Jobs in der Schweiz ihr Einkommen optimieren?
Thomas Biber, der seit vielen Jahren mit Kunden in der Schweiz zusammenarbeitet, kann dies grundsätzlich bestätigen: „Schon heute sind zahlreiche deutsche SAP-Berater in der Schweiz tätig. Wenn sie sich auf den Lebens- und Arbeitsstil einlassen, profitieren sie nicht nur von einem attraktiven Gehalt, sondern auch von guten Arbeitsbedingungen und einer hohen Lebensqualität.“
Thomas Biber verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung als Personalberater und kann bestätigen, dass der eidgenössische SAP-Berater-Markt gerade für Deutsche sehr interessant ist: SAP-Juniorberater ohne Projekterfahrung beginnen laut ihm in der Schweiz mit einem jährlichen Gehalt zwischen 75.000 und 90.000 Franken brutto. Dies sind nach aktuellem Kurs rund 61.000 bis 73.000 Euro – und damit fast 50 Prozent mehr, als das, was ein Juniorberater in Deutschland erwarten kann. Nach etwa vier Jahren Projekterfahrung verdient der SAP-Professional zwischen 100.000 und 180.000 Franken (umgerechnet etwa 81.000 bis 147.000 Euro). Er kann sein Gehalt im besten Fall also verdoppeln.
Das Gehalt sei abhängig von vier Faktoren: Erstens der Branche, zweitens der Region, drittens davon, ob die Tätigkeit inhouse oder als externer Berater erfolgt sowie viertens davon, ob internationale Projekte begleitet werden oder nur nationale. „Während man nach drei bis vier Jahren SAP-Beratung inhouse, ohne Reisetätigkeit bei rund 100.000 Franken landet, liegt das Gehalt externer SAP-Berater bei der Betreuung rein nationaler Projekte bei rund 130.000 Franken – bei internationalen Projekten höher.“
Königsdisziplin: Konzernweite SAP-Rollout-Projekte
Besonders gute Entlohnung erhält, wer als SAP Berater in den Branchen Chemie, Pharma und Banken arbeitet oder in einem der zahlreichen weltweit aktiven Unternehmen, die ihren Hauptsitz in der Schweiz haben. „Einige Spitzenverdiener, die in Großkonzernen internationale SAP-Rollout-Projekte verantworten, können die magische Grenze von 200.000 Franken knacken“, so Thomas Biber. Niedriger sind die Gehälter in der Retail-Branche. Auch regionale Unterschiede sind nicht zu übersehen: „Im wirtschaftlich starken Ballungszentrum Zürich verdienen SAP Berater um die zehn Prozent besser als im Durchschnitt der anderen Regionen“ erläutert Thomas Biber. Den Gegensatz dazu stellen ländliche Regionen wie zum Beispiel die Ostschweiz dar. Deren Vorteil liege dagegen bei, für Schweizer Verhältnisse, niedrigen Lebenshaltungskosten. „Hier kann man sich den Traum eines Eigenheims noch eher erfüllen.“ In und rund um Zürich dagegen liegt schon die Miete einer Wohnung mit fünf Zimmern bei 3.000 bis 5.000 Franken (umgerechnet rund 2.450 bis 4.000 Euro).
Überhaupt verdienen die Lebenshaltungskosten Beachtung. Fast alle Waren sind in der Schweiz teurer als in Deutschland, und das trotz einer Mehrwertsteuer von nur 8 Prozent statt 19 Prozent. Auch Lebensmittel kosten mehr. Sie haben aber eine durchweg gute Qualität und kommen oft aus der Umgebung. Lohnsteuer und Sozialabgaben dagegen sind wesentlich niedriger. Auch der Spitzensteuersatz ist geringer als in Deutschland.
Ganz genau kann man die Unterschiede zwischen Schweizer und Deutschen Netto-Gehältern schon aufgrund der unterschiedlichen Besteuerungen je nach Gemeinde nur individuell beziffern. Eine Beispielrechnung sieht aber zum Beispiel so aus: Bei einem monatlichen Gehalt von 10.000 Franken brutto bleiben einer Person im Alter von 50 Jahren, verheiratet, mit zwei Kindern, wohnhaft im Kanton Zürich, Kirchenmitglied, knapp 8.000 Franken netto übrig. Für die Krankenkasse muss er nochmals rund 800 Franken pro Monat kalkulieren.
SAP-Job in der Schweiz: Kein Urlaub?
Zu beachten ist auch, dass die Arbeitszeit pro Woche in der Regel mindestens bei 40 Stunden liegt, nicht selten sogar bei 42,5 Stunden oder noch höher. Und vielleicht die schlechteste Nachricht: Urlaub gibt es nicht. „Urlaub heißt in der Schweiz ‚Ferien‘. Diese fallen mit 20 bis 25 Tagen oft deutlich kürzer aus, als Deutsche es gewohnt sind“, sagt Biber. Der deutsche SAP-Berater trifft also auf eine andere Arbeitskultur, auf größere und kleinere Unterschiede im Umgang miteinander und auf eine andere Verteilung der eigenen Lebenshaltungskosten und Abgaben. Aber er findet eben auch dauerhaft guten Chancen auf einen anspruchsvollen Job mit attraktivem Lohn vor.
Dreizehntes Monatsgehalt als erfolgsabhängiger Gehaltsbestandteil
In der Bundesrepublik machen leistungsabhängige Elemente oft 30 bis 50 Prozent des Gehalts aus. In der Schweiz ist es dagegen eher üblich, ein dreizehntes Monatsgehalt als erfolgsabhängigen Gehaltsbestandteil zu gewähren. Für externe SAP-Berater spielen Boni eine wichtigere Rolle als für inhouse angestellte. Auch Firmenwagenregelungen sind in Beratungsunternehmen weit verbreitet. Häufig hat der Arbeitnehmer die Wahl zwischen einem Auto und einer Dauerkarte der Schweizer Bundesbahn. Diese gilt zum Teil nicht nur auf dem gut ausgebauten Schienennetz, und öffentlichen Verkehrsmitteln in Städten, sondern sogar in Bergbahnen und Schiffen.
Bedeutet all dies, dass SAP-Berater für ein noch besseres Gehalt die Auswanderung zum SAP-Job in die Schweiz wagen sollten? „Wer nur ans Geld verdienen denkt, scheitert meist schon im Auswahlverfahren der Unternehmen“, schildert Thomas Biber seine Erfahrungen. „Wir beraten Interessenten sehr genau auch zu den Unterschieden im Arbeitsumfeld und in der Arbeitskultur. Stärker als ein nach außen gewendeter Ehrgeiz zählt mit Sicherheit die Bereitschaft, seinen Lebensmittelpunkt in die Schweiz zu verlegen, eine hohe Motivation dafür, in das jeweilige Unternehmen einzutreten, eine ausgesuchte Höflichkeit und die Fähigkeit, sich zu vernetzen.“
Die Karriere-Aussichten für deutsche SAP-Berater in der Schweiz sind also tatsächlich attraktiv. Hier kann sich der SAP-Spezialist „vom großen Kanton“, wie der Schweizer das große Nachbarland oftmals mit einem Augenzwinkern nennt, wohlfühlen, meint Biber: „Es funktioniert, wenn er bereit ist, sich in der Schweiz zu integrieren und durch einen Wechsel nicht nur einen Sprungbrett-Effekt für seine Karriere anstrebt.“
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